Schlafprobleme und Unruhe bei Babys und Kleinkindern

Einschlaf und Durchschlafprobleme sind ein sehr häufiges Anliegen für eine homöopathische Behandlung. Beim Thema Schlaf gehen die Meinungen ja bekanntlich sehr weit auseinander und unter Eltern und in Babyratgebern wird die Frage, was normal ist und wieviel Eltern "aushalten" müssen, sehr kontrovers diskutiert. Wann kann also wirklich von einer Schlafstörung gesprochen werden, die einer Behandlung bedarf?

Oder umgekehrt könnte man fragen, was ist denn ein normaler Schlaf eines Kindes im Baby oder Kleinkindalter?

Es ist vollkommen verständlich, dass gerade ein Neugeborenes erst einmal in dieser Welt ankommen muss. Hierzu benötigt es viel Körperkontakt und eine Bezugsperson, die auf alle Bedürfnisse eingeht und immer da ist, Tag und Nacht. Sehr häufiges  Erwachen, auch stündliches kann also in den ersten Lebenstagen und Wochen durchaus normal sein. Nach und nach stellt sich ein Tag-Nacht-Rhythmus ein, bei dem die Schlafphasen nachts länger werden. Die meisten Babys brauchen auch nachts jedoch noch mehrere Mahlzeiten, ein gestillter Säugling meist alle zwei bis vier Stunden, ein mit der Flasche ernährter Säugling vielleicht etwas seltener. Ein Durchschlafen ohne Unterbrechung kann im ersten Lebensjahr nicht erwartet werden, darüber sind sich die meisten Eltern im Klaren. Wenn das Baby im Bett der Eltern oder sehr nah bei den Eltern in einem Beistellbett schläft, müssen die nächtlichen Mahlzeiten auch nicht unbedingt eine lange Schlafunterbrechung und schon gar keine Störung darstellen. Der gegenseitige Körperkontakt wird als schön empfunden.

Im Kleinkindalter benötigen die meisten Kinder nachts eigentlich keine Mahlzeit mehr. Aber auch bei ihnen kann es natürlich sein, dass sie nachts kurz aufwachen und dann wieder einschlafen.

Wann sind Schlafprobleme behandlungsbedürftig?

Die Frage danach, ob ein behandlungsbedürfiges Problem besteht, hängt nicht so sehr davon ab, ob ein Kind nachts erwacht, sondern eher weshalb es erwacht und ob alle Beteiligten danach weiter schlafen können oder stundenlang wach sind. Auch wiederkehrende nächtliche Schreiphasen können entwicklungsbedingt zwar mal vorkommen, sollten mitten in der Nacht aber nicht über einen längeren Zeitraum bestehen.

Allgemein lässt sich schlussfolgern, dass immer dann ein behandlungsbedürftiges Schlafproblem vorliegt, wenn die Eltern es als solches empfinden. Denn sie sind es, die der Situation ausgesetzt sind und daher ein Gespür dafür haben, dass die Schlafzustände nicht als normal empfunden werden und auch so stark an den Kräften aller Beteiligten zehren, dass es langfristig sowohl dem Kind als auch der Eltern-Kind-Bindung nicht gut tun kann, wenn diese eigentlich so schöne erste Zeit mit dem Kind nur gestresst oder übernächtigt "überstanden" wird.  Daher ist es wichtig solchen nächtlichen Problemen nach zu gehen und Ursachenforschung zu betreiben.

Homöopathische Behandlung von Schlafproblemen

Über die homöopathische Behandlung von Schlafstörungen sollte man wissen, dass wir mit der Homöopathie nie einen künstlichen Zustand erzeugen, sondern das natürliche Gleichgewicht wieder herstellen wollen. Es gibt also keine homöopathischen "Schlafmittel" oder ähnliches. Zudem ist jeder Mensch individuell und es gibt von Natur aus Menschen mit einem tiefen und ruhigen Schlaf und wiederum andere, die ehr zu einem nervösen Schlaf neigen, genauso wie es Langschläfer und Kurzschläfer gibt. Mit einer homöopathischen Behandlung möchte man einem Menschen also zu seinem eigenen gesunden Gleichgewicht zurück verhelfen, das für ihn individuell normal ist. Häufig verbirgt sich hinter einer Schlafstörung nämlich tatsächlich eine Regulationsstörung, die sich durch äußere Einflüsse entwickelt hat. In der homöopathischen Anamnese wird nach genau solchen Auslösern gesucht und hierauf gezielt eine homöopathische Arznei verordnet. Dem Schlaf kommt übrigens in  der homöopathischen Heilungshierarchie, also welche Symptome sich unter der homöopathischen Behandlung schnell und als erstes bessern sollten, eine hohe Bedeutung zu. 

Was kann man noch tun, wenn die Behandlung nicht sofort anschlägt und das Kind viel weint?

Es kommt natürlich immer wieder vor, dass die homöopathische Behandlung nicht wie erwartet anschlägt, denn die Ursachen und Begleitumstände können sehr vielfältig sein. Vielleicht sind diese zunächst nicht über ein homöopathisches Mittel zugänglich. Einigen Kindern bereitet vielleicht auch nicht unbedingt der Schlaf an sich, sondern das Einschlafen Probleme. Viele Eltern berichten z.B. dass ihr Kind nur an der Brust einschlafen kann und beim Einschlafen oder auch nachts unter Weinphasen leidet oder sehr angespannt und nervös ist. Daher hat sich als begleitende Unterstützung für Kinder, die viel weinen müssen oder unter nächtlicher Unruhe leiden auch eine Methode bewährt, die von der schweizerisch-amerikanischen Entwicklungspsychologin Aletha Solter vorgeschlagen wird, nämlich eine gezielte Weinbegleitung des Kindes. Dies bietet sich vor allem abends beim zu Bett bringen an. Hierbei geht es darum, dem Weinen des Kindes einen anderen Stellenwert einzuräumen, bei dem Weinen ausdrücklich erlaubt ist und zum Abbau von Spannungen, Stress oder auch zur Verarbeitung traumatischer Erinnerungen dient. Ganz wichtig hierbei ist allerdings, sein Kind beim Weinen nie allein zu lassen, sondern als Trost spendende Bezugsperson für das Kind emotional verfügbar zu sein, so dass es sich mit all seinen Gefühlen gespiegelt und angenommen fühlt. Hierfür ist bei Babys Körperkontakt unbedingte Voraussetzung. Es hat ausdrücklich nichts mit  "Schreien lassen" zu tun. Zur Weinbegleitung kann die Mutter ihr Kind z.B. auf den Arm nehmen und ruhig halten, es sich auf den Bauch legen oder sich eng neben ihr Kind legen. Mehr muss sie nicht machen, also das Kind nicht herumtragen, singen oder stillen. Das Weinen soll nicht durch Ablenkung unterdrückt werden. Es gehört wie alle Gefühlsäußerungen zum Mensch sein mit dazu und stellt ein ebenso wichtiges Bedürfnis dar wie Nahrungsaufnahme, Kontakt und Nähe. Schon viele Eltern haben hiermit sehr gute Erfahrungen gemacht, so dass die Kinder, nachdem sie ihren Gefühlen freien Lauf lassen durften, langfristig von Spannungen und Stress befreit werden und die Nächte zunehmend entspannter werden.